Irgendwo in Nordhessen, in einem kleinen Kurort, steht die alte Praxis des Dr. Karl K. Das Gebäude selbst habe ich auf Anhieb von außen sofort erkennen können, da es schon mehr als genug Außenaufnahmen von der Villa gibt. Der Zustand von außen war zu meinem Erstaunen noch absolut gut und ich konnte erst gar nicht glauben, dass die bauliche Substanz doch sehr mit Vorsicht zu genießen ist. War mir da aber erst mal egal. Ich hatte andere Sorgen.
Parkplatz!
Wo soll ich bloß mein Auto hinstellen? Beim verehrten Doktor direkt in die Einfahrt fände ich dann persönlich doch etwas frech. Aber in nähere Umgebung war alles belegt. Nun gut. Fahren wir halt einmal um den Block, um zu schauen, was so alles als Option noch zur Verfügung steht.
Letztendlich wurden wir quasi auf der Parallelstraße hinter der Villa fündig und hatten einen stolzen Fußmarsch von ca. 350 Meter zu bewältigen.
Wir laufen also mit unserer Ausrüstung zur Villa der langen Einfahrt eines Hotels entlang. Am Ende der Einfahrt sind zwei bis drei stimmen zu hören die in einem Pavillon sich unterhalten. Ein Blick nach links und siehe da! Ein Fenster steht auf. Durchs Gebüsch und hops rein in die gute Stube.
Nach dem wir nun drin waren haben wir auch direkt die Praxis gefunden. Wir standen quasi direkt an einem der Hauptmotive der Villa. Von drinnen hörte man schon jemand andrem, der auch dort war, um Fotos zu machen. Und wie sich herausstellen soll, war er auch nicht der Letzte an diesem Tag.Insgesamt haben wir wohl so knappe 8 – 10 Leute dort getroffen und eine nette Dame aus der Nachbarschaft, mit der wir noch ein paar Minuten ein über Gott und die Welt philosophiert haben. Oder sollte ich jetzt den allgemeinen Trend aufgreifen und sagen das die Gute und mit einer Schrotflinte verjagt hat? Solche Storys machen ja jede Geschichte interessanter und sind aktuell schwer in Mode.
Der allgemeine Zustand der Villa war absolut wie schon befürchtet. Etliches wurde kurz und klein gehauen, alles durchwühlt, in einem Raum hat sich vor kurzen jemand seiner großen Notdurft entledigt und in manchen Ecken konnte man nur gehen, wenn man alles an Leichtsinn zusammengekratzt hat, was man so aufbringen kann.
Man beachte den Fußboden auf diesen Foto.
Und dennoch. Vollkommen, egal wie viele Leute sagen, das es nicht mehr lohnt dort hinzufahren und ganz gleich wie viele schon dort waren. Diese Villa ist noch immer ein riesiger Spielplatz für Fotografen! Ich bereue nicht eine einzige Sekunde, die ich da war. Nicht einen einzigen Meter, den ich fahren musste und erst recht nicht die Gespräche mit den Leuten, die ich wohl sonst nie in meinem Leben kennengelernt hätte.
Zur Geschichte des Objektes gibt es so viele verschiedene Versionen, dass man allenfalls von Mythen reden kann. Teilweise wird erzählt, dass es nur ein Erben geben soll, der in Kanada lebt. Dann soll es einen Erben geben, der in Berlin lebt. Dann soll es wider 5 Erben geben, die sich bis heute nicht einig werden konnten, was nun mit dem Gebäude geschieht.
Dann geistert noch die Lebensgeschichte umher von einer jungen Dame, die als Sprechstundenhilfe angefangen haben soll. Diese Dame hat sich dann in den Arzt verliebt und ihn geheiratet. Es war die Anna L.
Das Komische ist halt, dass diese Anna L. ein Synonym ist. Es steht für AnnaL, sprich Anal was ein Wortspiel darstellen soll, da es sich um einen Urologen handelt, der ja auch gerne mal im Dreck wühlt.
So wie es aussieht, ist aber wohl auch bald Schluss mit der prachtvollen Villa. Die Gemeinde soll wohl schon das Gebäude enteignet haben und der Abrisse soll dieses Jahr vonstattengehen. (2018)
Mein persönliches Fazit.:
Ich finde es extrem dumm, dass ich so lange gewartet habe dort hinzufahren. Jedes Mal wenn ich dort hin wollte, haben mir Leute das mit den typischen Sprüchen Ala „Was willst du da? Das ist alles nur noch schrott!“ zu Nichte gemacht und ich hatte keine Lust mehr.
Es musste erst eine Fakemeldung herumgeistern, dass die Villa wohl grade lichter loh brennt, die in mir das Gefühl gesteigert hat, doch etwas verpasst zu haben.
Und summa summarum behaupte ich jetzt einfach mal, wer aus Überzeugung sagt, dass es sich nicht lohnt, dort vorbei zu fahren, der hat mit Fotografie absolut nichts am Hut.